Gustav, der Rollator, erzählt. Heute ist ein besonderer Tag für Anna und mich, ihren Begleiter Gustav. Wir besuchen zum ersten Mal eine moderne Kunstausstellung. In der Villa Hügel in Essen. Ich bin gespannt, was wir so sehen werden und ob es uns gefällt. So aufgeregt bin ich, dass sich meine Räder von alleine drehen.
Alleine der Eingangsbereich in die geheiligten Hallen der Villa Hügel ist für uns schon überwältigend! Die von Glas überdachte Halle, so groß, freundlich und hell; die Vertäfelung, das Holzparkett mit Blumen, geometrischen Mustern, die schweren Holzmöbel und die Familienportraits von Krupp von Bohlen und Halbach. Wir wussten gar nicht, wohin wir zuerst schauen oder gehen sollten. Mo, so Annas Name für ihre Seniorenassistenz, war dabei und begleitete uns Neulinge, uns eine kleine private Einführung gegeben, so dass wir uns gut zurechtfanden.
21 X 21 – Die Ruhr Kunst Museen in der Villa Hügel
Was haben Anna und ich gestaunt! Unsere Gefühle und Eindrücke angesichts dieser Vielfalt und den Themen der Ausstellung „21 X 21 – Die Ruhr Kunst Museen auf dem Hügel“ mussten wir beide erst einmal sacken lassen! Das Bild der Frau im Wandel, Kauflust und Traum und Sein. Zu allem hatten wir persönliche Erfahrungen, die wir mit den Bildern, Statuetten oder der Lichtinstallation verbanden und darüber sinnierten. So fand Anna den „Hutladen“ ganz wunderbar. Dort könnte sie sich auch einen Hut aussuchen, einen wirklich auffälligen, bunten. Die Lichter strahlten mit ihr um die Wette.
Und immer wieder gingen wir ganz nahe an die Kunst, um ja nichts zu übersehen. Oh la la, da mussten wir manches Mal ganz schön aufpassen! Wir waren zu dicht dran an den Kunstwerken. Nicht, dass noch die Alarmanlage losgeht. Die „Beschützer“, also die wachsamen Augen der Angestellten, waren so freundlich und uns zugewandt. Mit Rat und Tat standen sie uns zur Seite, beantworteten geduldig all unsere Fragen oder machten uns auf spannende Details aufmerksam.
Anna, mit 92 Jahren immer noch gut unterwegs.
Ein Museum mit mir, Gustav, ihrem Rollator, über Stockwerke, kleine Stufen und durch eine immer größer werdende Besuchermenge zu manövrieren, war ganz schön aufregend für Anna. Aber wie sie so ist, hier ein Schwätzchen, dort ein Kommentar und ihre Kontaktfreudigkeit haben so manche herzliche Begegnung ermöglicht.
Kleine Fachgespräche der besonderen Art entstanden, wie etwa: Was bedeutet denn moderne Kunst? Warum sind denn die Herdplatten neben der Frauenstatur? Und warum hat Hundertwasser sein Bild so gemalt? Die Farben sind wirklich bunt! Gefällt mir. Aber auch die Lichter sind so grell und es spiegelt sich im Fußboden… Und die Putten an der Decke sind ja nun wirklich beindruckend! Das Gold an der Decke, die Türe, so schwer und die vielen Frauen… So viel zum Schauen und Staunen.

Wir waren schließlich so erfüllt von den neuen Eindrücken, dass wir nach draußen in den Park gingen. Ein bisschen Luft, Sonne und ein Päuschen auf der Gartenbank lassen uns erst einmal ein wenig Ruhe finden. Es hat uns so gut gefallen, dass wir noch einmal wiederkommen! In und um die Villa Hügel gibt es noch so manches zu erzählen und zu entdecken.
Bis zum nächsten Mal,
Dein Gustav
(Photocredit: eigenes Material)