Auf dem Bild ist ein mit Canva-KI erzeugtes Bild, das einen Rollator als Korb in der freien Landschaft zeigt.

Über Stock und Stein: ein Rollator erzählt.

Ich bin Gustav, bereits etliche Jahre täglich mit Anna unterwegs. Meine Räder, mein Gestell und meine Tasche sind ins Alter gekommen. Hier eine Macke, dort eine Schramme, meine Tasche ist etwas ergraut. So manche Hürden haben wir gemeinsam genommen, dabei viel Spaß miteinander gehabt.

Unsere kleinen Alltagsreisen sind durch zahlreiche amüsante Begegnungen mit netten Damen, Herren, Kinder, Hunde sehr abwechslungsreich. Es gibt viel zu beobachten, kommentieren. Manchmal lachen wir voller Freude oder weil eine Begegnung so erfrischend ist.

Naturerfahrungen inbegriffen. Es geht über Stock und Stein, rauf und runter. So mancher Höhenweg, Laub, Matsch, Schotter, Treppen, Bordsteine, unebene und enge Wege und Brücken haben wir in unser Repertoire aufgenommen.

Anna, meine spritzige sowie sportive Fahrerin im hohen Alter nimmt es mit Humor. Ihr kaum zu bändigender Drang nach Draußen, d.h. sich zu bewegen, führt uns immer wieder die Berge rauf und runter. Manchmal dachte ich schon, dies schaffe ich nicht mehr – meine „Knochen“ knacken, meine Räder sind bereits etwas langsamer geworden. So manches Mal zeige ich Anna „Nicht so flott – ich komme nicht hinterher! Meine Räder verfangen sich, stellen sich quer! Mach mal langsam, eine alte Frau ist kein D-Zug!“ Anna nimmt es mit Humor, ruckelt, schaukelt, hebt mich hoch oder klappt mich kurzerhand zusammen. So passt es, die Herausforderungen ist gemeistert, Umwege inbegriffen!

Am liebsten habe ich es, wenn Anna eine kleine Pause einlegt, die Natur um uns herum betrachtet. Die Ruhr, der Baldeneysee, die Felder, die Wälder und keine Oasen in der Gruga steuern wir immer wieder an. Wir verschnaufen dann beide, holen tief Luft. Genießen die Stille, die sonnigen Momente. Wir halten inne, schauen und staunen, was die Jahreszeit für Veränderungen hervorbringt. Meine alte, verbeulte Tasche ist bisweilen unser Picknickkorb. Während des Picknicks betrachten wir die Menschen und deren Aktivitäten um uns herum.  Halten hier und da ein Schwätzchen. Das ist wunderbar!

Anna führt mich in unserem Viertel aus, treffen Nachbarn, halten Kontakt, befinden uns mitten im Leben. Beim Einkaufen, Schoppen passieren immer wieder unerwartete Ereignisse, die das Leben bunt machen. Da sind meine Tasche und ich eine wertvolle Hilfe. Es wird verstaut, beladen, herumgeräumt, gesucht und gefunden. So manche Dinge verschwinden in den unendlichen Tiefen.

Besonders freut es mich, dass Anna mich als ihren täglichen Begleiter und Freund schätzt. Sie sagte: So kann ich nach draußen gehen, wann immer ich es will! Sie liebt mich sehr und wenn ich mal nicht da bin, sucht sie mich, bis sie mich gefunden hat!

Das Neuste ist, dass ich jetzt einen weiteren Freund, den Frizzi, habe. Frizzi ist noch ganz jung. Er macht mit seiner Fahrerin die ersten Schritte. Frizzi erinnert mich an meine Anfänge mit Anna. Alles wird getestet. Busfahren, Sparkasse besuchen, über unebene Einkaufsstraßen und durch enge Flure fahren. Meine Hauptaufgabe ist es immer wieder, meiner sportlichen Fahrerin Sicherheit und Halt zu geben. Es ist wunderbar, wenn ich sehe, dass Anna stolz auf ihre Fahrkünste ist. Vor allem, wenn sie Hindernisse bewältigt und wieder viele Wege schafft.

So freuen uns wir auf den kommenden Frühling und Sommer. Da geht es täglich raus!  Ich bin gespannt, welche kleinen Abenteuer, Fahrten, kulturelle Ereignisse wir besuchen werden. Frizzi, meinem neuen Freund, werde ich davon berichten.

Bis zum nächsten Mal,

Dein Gustav

(Photocredit: Canva-KI)